Die Launen der Eiszeiten und die unbändigen Scherkräfte der Gletscher formten das etwas spröde Gestein des Matterhorns zu einem prächtigen Karling. Aus einem Stück der übergeschobenen afrikanischen Platte entstand so der gewaltigste Obelisk der Alpen. Einen vergleichbaren Berg gibt es in den Alpen keinen und in den restlichen Gebirgen der Welt nur ganz wenige. Die sehr ästhetische, absolut einmalige, steile Form des Matterhorns wird durch die Tatsache ungemein verstärkt, dass es völlig alleine und isoliert steht. Das Matterhorn weist vier Grate und vier Wände auf. Ein etwa 80 m langer, von einer ca. 25 m tiefen Scharte unterbrochener Gipfelgrat weist zwei Vermessungspunkte auf: 4’478 m (Schweizer Gipfel) und 4’477 m (Italiener Gipfel). Die Landesgrenze verläuft vom Breuiljoch über den Furggengrat, den Gipfelgrat und den Liongrat zur Testa del Leone. Hörnli- und Zmuttgrat befinden sich ganz in der Schweiz.
Die Anziehungskraft des Matterhorns ist riesig. Sowohl die Alpinisten wie auch die Nicht-Alpinisten fühlen sich von diesem Berg in einer Weise angezogen, die absolut magisch ist. Nebst der unglaublichen Form stellen natürlich die dramatischen Ereignisse bei seiner Erstbesteigung eines der unheimlichsten Kapitel der Berggeschichte dar. Der damals erst 25 Jahre junge Whymper eroberte zusammen mit den Zermatter Bergführern Peter Tauwalder und Sohn am 14. Juli 1865 das Matterhorn über den Hörnligrat (NE-Grat), wobei vier Mitglieder (Hudson, Hadow, Douglas und der Bergführer Croz) der zuvor spontan zusammengewürfelten siebenköpfigen Mannschaft, sehr jungen und teilweise unerfahrenen Seilschaft auf dem Abstieg abstürzten und den Tod fanden. Alle Grate und Wände sind danach sukzessive erschlossen worden, wobei sich die prominentesten Bergsteiger in die Listen der Erstbesteiger einschrieben.
Wie es sich für einen Berg dieses Formats gehört, ist das Matterhorn mit zahlreichen Hütten und Biwaks ausgerüstet worden.
Die reinen technischen Schwierigkeiten der Besteigung des Matterhorns sind im mittleren Bereich einzustufen, deshalb wird es von weniger geübten Bergsteigern oft in dramatischer, teilweise fahrlässiger Weise unterschätzt. Die Normalrouten (Hörnligrat und Liongrat) sind bei guten Verhältnissen für erfahrene, gut trainierte Alpinisten durchaus zu empfehlen. Oft schlägt das Wetter an diesem isolierten Obelisk sehr schnell um. Nach Regen, Vereisung und Schneefall präsentieren sich die Verhältnisse teilweise äusserst schwierig und sehr heikel. Dazu kommen noch die Probleme bei der Orientierung, welche sich (teilweise auch bei guten Verhältnissen) unvermittelt einstellen können. Dazu gesellen sich die respektable Länge aller Anstiege und die unvermeidliche Tatsache, dass die Tour auf dem Gipfel nicht zu Ende ist. Alle diese gefährlichen Faktoren gilt es zu bedenken.
Am Hörnligrat befindet sich eine Schutzhütte (Solvayhütte SAC, 4’003 m). Dazu noch folgende Bemerkung: Die Solvayhütte ist ein kleines Notbiwak, welches sechs Personen Schutz bietet. Es ist gedacht für Bergsteiger, welche über schwierige Routen wie die Nordwand aufsteigen und im Abstieg von der Dunkelheit oder schlechtem Wetter überrascht werden. Dieses Biwak ist aber keineswegs für untrainierte Leute erstellt worden, die dank dieser Unterkunftsmöglichkeit das Matterhorn in mehreren Tagen doch noch auf irgendeine Art bezwingen wollen. Auch bei einem Wettersturz steigt man besser sofort ab, ohne sich auf das Biwak zu verlassen. Mancher Wettersturz geht nämlich in anhaltend schlechtes Wetter über, bringt viel Neuschnee und verunmöglicht den weiteren Abstieg. In der Solvayhütte befindet sich ein SOS-Telefon, mit dem die Rettungskräfte erreichbar sind.