Herðubreið

Wer ist die schönste im ganzen Land?

Die Herðubreið erreicht 1'677 m ü. M. Foto von Ágúst Guðmundsson.

Viele finden, dass die Herðubreið einer der schönsten Berge des Landes ist, wenn nicht der schönste überhaupt. Sie überragt ihre Umgebung um 1’100 m, alle Seiten gleich steil und mit einer kegelförmigen Kuppe, die bis im Spätsommer mit Schnee geschmückt ist.

Herðubreið wurde oft als Lehrbuchbeispiel für einen Tafelvulkan benutzt, bei denen davon ausgegangen wird, dass sie durch einen kraftvollen Vulkanausbruch unter einem mächtigen Gletscher entstanden sind. Man kann beispielsweise einen Blick auf den Nachbarberg Kollóttudyngja (1’180 m) werfen und sich die gewaltigen Lavamassen vorstellen, die unter einem 1’000 m dicken Gletscher hervorbrachen. Natürlich kann eine solche geologische Formation wie die Herðubreið auch in zwei oder mehr Eruptionen am gleichen Ort entstehen, aber zumindest ist ein kleiner Schildvulkan auf dem Sockel aus Tuffgestein, der oben felsig ist und weiter unten nur aus lockerem Geröll besteht. Südlich des Berges ist ein stattlicher Grat aus Tuffgestein, der Herðubreiðartögl heisst. Die Herðubreið zu besteigen schien lange ein Ding der Unmöglichkeit zu sein und die ersten, denen es gelang, waren Hans Reck, ein deutscher Vulkanologe, und Sigurður Sumarliðason 1908.

Man kann mit dem Auto bis an den Einstieg des Pfades fahren, den alle nehmen, um auf die Herðubreið zu gelangen. Dafür fährt man von den schönen Quellen Herðubreiðarlindir Richtung Askja (nur für geländetaugliche Fahrzeuge!) zu einer Nebenstrasse Richtung Westen, um dann die Scharte zwischen Herðubreið und dem Herðubreiðartögl zu durchqueren. Danach westlich des Berges, zwischen der Lava und den Böschungen. Es ist allerdings viel interessanter dorthin zu wandern als zu fahren. Man dann über das Lavafeld Linduhraun gehen, immer nach Augenmass auf den Berg zu. Dann schlängelt man sich durch steinige Hügel und Flachland zwischen dem Lavafeld und den Böschungen, westlich und südlich am Berg entlang, für ca. 2-3 Stunden. Der Fuss des Berges liegt ungefähr in 700 m Höhe und weit oberhalb kann man eine auffällige Einbuchtung im Gesteinsgürtel erkennen.

Der Pfad führt durch Geröllfelder und kleine Bergrücken mit einer Steigung von 30°-35° bis unter diesen Gürtel. Es ist dabei wichtig, dicht zusammen zu bleiben, um die Gefahr von Steinschlag so gering wie möglich zu halten.

Nun hat man zwei Möglichkeiten: Falls man einen Eispickel und Steigeisen hat, können trainierte Bergsteiger sich eine gefrorene Schneewehe (40°-45°) hinaufarbeiten, bis oberhalb der Felsen – was aber nicht ungefährlich ist. Sicherer und einfacher ist es, nach einem Wegweiser aus aufgestapelten Steine Ausschau zu halten, der auf der Felskante errichtet wurde, und dort mit Hilfe von Händen und Füssen hinaufzuklettern. Für diesen ersten Abschnitt benötigt man ungefähr 2,5 – 3 Stunden. Danach folgt ein 30-minütiger Abschnitt, bei dem man auf dem schrägen Plateau, auf grober Pahoehoe-Lava in Richtung des schneebedeckten Kraterkegels geht, der den höchsten Punkt des Berges bildet.

Man muss den gleichen Weg auch für den Abstieg benutzen und auch dabei immer versuchen, einen Steinschlag zu vermeiden. Bei wenig Sicht oder schlechtem Wetter sollte man den Aufstieg auf jeden Fall verschieben und man kann mit Sicherheit sagen, dass viel zu wenige bisher den Berg erklommen haben. Die Aussicht ist eine der spektakulärsten des ganzen Landes: Von Nordisland bis fast an die Ostküste. Den Gletscher Vatnajökull sieht man in seiner ganzen Länge, mit den gewaltigen Bergen Kverkfjöll an seinem nördlichen Ende und gleichzeitig blickt man bis zur Halbwüste Ódáðahraun – als hätte man eine Landkarte vor sich ausgebreitet. Selbst die gewaltige Askja lässt sich blicken.