Kirkjufell

Das isländische Matterhorn

Der Kirkjufell erreicht 463 m ü. M. Foto von Kristján Þórhallur Halldórsson.

Kirkjufell ist ein Berg, den sehr viele Isländer vom Hörensagen oder von Fotos her kennen und viele haben ihn natürlich auch schon selbst im Hintergrund von Grundarfjörður gesehen, von wo aus er die Stadt wie ein Wächter überblickt.

Erstaunlich vielen ist es schon gelungen, den Berg zu besteigen, wenn man bedenkt, wie unglaublich steil er ist. Es sind wohl zum grössten Teil Bewohner von Grundarfjörður gewesen, denen diese Ehre zuteilwurde.

Die meisten verlieren schon den Mut, wenn sie nur an die Besteigung des Berges denken. Aber für erfahrene Bergsteiger, die sich die Tour zutrauen, gibt es keinen Grund, es nicht zu wagen, auch wenn sie vorher noch nie eine vergleichbare Route geklettert sind.

Kirkjufell ist einer dieser Berge, der immer unterschiedlich aussieht, je nachdem, von welcher Seite man ihn betrachtet. Von Norden und Süden her gleicht er einem schmalen Zelt und manche finden, dass er wie eine Miniatur-Ausgabe des Matterhorns aussieht.

Von Westen und Osten aus gesehen hat der Berg die Form einer Kiste und besteht ganz augenscheinlich aus vielen verschiedenen Lavaschichten. Von dort aus sieht man gut, dass er durch die Bewegungen der Gletscher entstanden ist, die von der der Eiszeitlichen Gletscherkappe auf Snæfellsnes Richtung Meer flossen: Zwei Gletscherzungen schoben sich wiederholt rechts und links des Berges entlang und schliffen ihn in seine jetzige Form. Die vulkanischen Schichten sind ein paar Millionen Jahre alt. Die Gletscher waren nicht besonders mächtig und kamen aus dem Bergmassiv Helgrindur. Im unteren Bereich des Berges sind Sedimente zu erkennen, die Meeressedimente sein könnten, zumal der Berg zumindest teilweise in der frühen Eiszeit entstanden ist.

Seinen Namen hat der Berg wohl durch seine spezielle Form erhalten. Obwohl er nicht sehr hoch ist, ragt er majestätisch gen Himmel. Dänische See- und Kaufleute früherer Zeiten nannten den Berg «Sukkertoppen» also «Zuckergipfel» nach dem Baiser-Überzug eines beliebten Kuchens der dänischen Bäckereien.

Um an den Fuss des Berges zu gelangen, folgt man einem kurzen Pfad, nordwestlich des Flusses Kirkjufellsá. Von dort aus geht es direkt zum südwestlichen Bergrücken. Zuerst geht es noch über flache, grasbewachsene Hügel, aber schon bald müssen die Bergsteiger sich an steilen Klippen entlang schlängeln. Am einfachsten ist es, an der Westseite des Grates entlangzugehen und kleine Durchgänge im Felsmassiv zu finden, durch die man weiter hinaufklettern kann. Dazwischen geht man nach Augenmass die unterschiedlich steilen Grasflächen entlang. Viele Wanderer nutzen die Hilfe eines hölzernen Wanderstockes, eisernen Stemmeisens oder eines Eispickels, um sicherer klettern zu können. Besonders wenn das Gras nass ist, ist die Rutschgefahr extrem gross. Zudem gilt es, wachsam nach losen Steinen Ausschau zu halten, immer bei der Gruppe zu bleiben und einen Helm zu benutzen. Möchte man mit Seil und Klettergurt klettern, ist es wichtig, sich mit den üblichen Methoden in der Wand zu sichern. Auf keinen Fall sollten Wanderer sich ohne einen festen Halt an der Wand einfach aneinander sichern. Ganz oben sind sehr steile Felsen und eine Kette wurde dort angebracht.

Auf der Bergspitze angekommen, erwartet einen eine wunderbare Aussicht, zum Beispiel auf die gesamte Nordküste von Snæfellsnes und über den ganzen Fjord Breiðafjörður, mit seiner Unmenge an kleinen Schären. Für den Abstieg sollte man die gleiche Route wie für den Aufstieg nehmen und viele finden den Weg hinunter schwieriger als hinauf.