Snæfellsjökull

Das Tor zum Mittelpunkt der Erde

Der Snæfellsjökull erreicht 1'446 m ü. M. Foto von Ágúst Guðmundsson.

Der Snæfellsjökull ist der Handlungsort des Buches «Die Reise zum Mittelpunkt der Erde» von Jules Verne, in dem der Held der Geschichte vom Gletscher aus zum Mittelpunkt der Erde reist.

Man kann den Snæfellsjökull schon aus mehr als 100 km Entfernung von Westisland aus gut sehen. Von Süden aus betrachtet, ist er fast perfekt kegelförmig, ähnlich wie der Fuji in Japan. Der Berg ist wie die Krone einer langen Bergkette, die das Hochland der Halbinsel Snæfellsnes darstellt und er ist die Mitte des Vulkansystems. Die Krater seiner Vulkanspalten sind überall im Tiefland der Umgebung des Gletschers zu sehen, und dicke Lavaströme haben die Berghänge bedeckt. Die letzten Ausbrüche des Snæfellsjökulls waren vor ungefähr 1’800 und 3’800 Jahren und deswegen wird er als aktiver Vulkan klassifiziert, obwohl er heutzutage keine Anzeichen von vulkanischer Tätigkeit zeigt. Die Gletscherkappe ist 11-12 km² gross und manche seiner Zungen sind mehr in Bewegung als andere. Einer dieser Talgletscher ist der Hyrningsjökull, der dem Jökulháls entspringt: Er dehnte sich lange Zeit aus, aber hat angefangen, sich zurückzuziehen. Westlich von ihm sind die sogenannten Þríhyrningar, eine Gruppe von Schlacke- und Kelpragipfeln die aus dem Gletscher hervorragen. Der Südliche Teil des höchsten Abschnitts des Gletschers ist mit drei kleinen Gipfeln gekrönt, von denen der mittlere am höchsten ist: Der Miðþúfa. Der nördliche, höchste Bergteil besteht aus einer riesigen, schüsselförmigen Talsenke aus zerklüftetem Gletschereis, deren nördlicher Rand fehlt. Der ursprüngliche Nordteil des Berges scheint geborsten oder während einer der letzten Eruptionen abgerutscht zu sein.

Eggert Ólafsson und Bjarni Pálsson bestiegen den Berg in einer geschichtsträchtigen Expedition im Jahr 1757. Sie hatten unter anderem mit Essig benetzte Schwämme dabei, die sie benutzten, um sich vor den vermeintlichen Auswirkungen der dünnen Luft zu schützen, die sie auf der Bergspitze erwarteten, denn zu dieser Zeit wurde angenommen, dass der Berg der höchste des Landes sei.

Heutzutage besteigen hunderte oder wohl eher tausende den Snæfellsjökull jedes Jahr, denn jetzt liegt ein neuer Weg über den Gletscherhals, sowie ein Skilift und ein Schneemobilverleih im Land von Bárður Snæfellsás (eine mythologische Gestalt, der Beschützer von Snæfellsnes, der nach halb Mensch und halb Troll war). Am meisten Spass macht es aber nach wie vor, den Berg zu Fuss zu besteigen. Man kann am Fluss Dagverðará oder vom Gletscherhals aus den Aufstieg beginnen und in gerader Linie bis auf den Gipfel steigen. Wenn man nicht mit dem Geländewagen auf den höchsten Punkt des Gletscherhalses hinauffahren, sondern zu Fuss gehen will, beginnt man die Wanderung direkt beim unteren Steinbruch der Firma Jón Loftsson hf. und folgt der Autopiste, bis man zu einem auffälligen Lavafelsen kommt, der südwestlich, links der Þríhyrningar in den Gletscher schneidet. Dort wendet man sich in Richtung der Lava, folgt dem Strang weiter bergauf durch den Schnee und von dort nach Augenmass nordöstlich (nach links) der Miðþúfa, an den Þríhyrningar entlang. Dort ist eine von Spalten durchzogene Region, und je näher der Herbst rückt, desto mehr Spalten öffnen sich. Beim Miðþúfa hat man dann den Kraterrand erreicht und dort beginnt sich eine Aussicht zu eröffnen, bei der es vielen den Atem verschlägt.

Besonders berauschend ist die Aussicht gen Norden, über die zwei riesigen Buchten und dann über die gesamte Gebirgskette von Snæfellsnes hinweg. Manchmal kann man auch ohne Kletterausrüstung auf die Miðþúfa kommen, aber meistens braucht man dafür sowohl Steigeisen als auch Eispickel.

Anstatt den gleichen Weg wieder zurückzugehen, kann man auch den frischen Spuren der Schneemobile derer, die von den Lagern der Reiseveranstalter aufbrechen, bis auf den Gletscherhals folgen und von dort der Autopiste nach, bis zu den ersten Siedlungen gehen.